Aleksandra und Alexander Grychtolik mit Werken für zwei Cembali

Das Zusammentreffen von Generationen hat in der Regel etwas Aufregendes. Jung und Alt können voneinander lernen, sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam etwas Neues erschaffen, das dann im besten Fall als einzigartig erachtet wird.

Ein gutes und echtes Beispiel für so eine Zusammenkunft ist die Begegnung zwischen dem achtjährigen Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Christian Bach (Sohn Johann Sebastian Bachs und damals außerdem persönlicher Musiklehrer der britischen Königin), welche im Jahr 1764 in London stattfand. Die beiden Musiker, von denen der eine als Wunderkind und der andere bereits als Meister seines Faches anerkannt wurde, improvisierten gemeinsam am Cembalo. Zuerst stimmte offenbar Wolfgang „eine bloße Baßstimme“ an und legte eine „vortreffliche Melodie“ darüber. Daraufhin fuhr Johann Christian für einige Takte fort, und übergab das ʽWort’ schließlich wieder dem jungen Kollegen. Und so spielten und fantasierten sie abwechselnd „eine ganze Sonate mit einer solchen Präzision, dass jeder, der ihnen nicht zusah, glauben musste, das Stück würde nur von Einem gespielt.“

Die Erinnerungen an diesen „intergenerationalen“ künstlerischen Dialog begleiteten Mozart sein ganzes Leben lang. Sie ermutigten ihn immer wieder, den fruchtbaren Austausch auf eine Weise fortzuführen – nun in Form von Bearbeitungen Bachscher Werke (gemeint sind hier nahezu alle Vertreter der Komponistendynastie) oder Motiventlehnungen daraus im Rahmen seiner eigenen Kompositionen. Eben diese unsichtbare Verbindung zwischen den Generationen veranlasste das deutsche Cembalo-Duo Aleksandra und Alexander Grychtolik dazu, ein entsprechendes Programm zu konzipieren. Das Ergebnis ist ab April 2025 auf ihrer neuen CD Generations zu hören, welches dann beim belgischen Label Passacaille Records erscheinen wird.

Die Eckpfeiler des Albums stellen Werke von Wolfgang Mozart und Johann Christian Bach für zwei Cembali dar. Sozusagen als Ouvertüre wurde Mozarts (tatsächlich ursprünglich für zwei Cembali intendierte, heute typischerweise zum normalen vierhändigen Klavierrepertoire zählende) Sonate in C-Dur KV 521 ausgewählt, die er 1787 für das gemeinsame Musizieren mit seiner Lieblingsstudentin Franziska von Jacquin komponierte. Den Abschluss bildet Johann Christian Bachs elegantes Duett in F-Dur, das um 1780 entstanden ist. In der goldenen Mitte finden sich Kompositionen von Johann Christians älteren Brüdern; ein Konzert in F-Dur Wilhelm Friedemanns und einige Duette Carl Philipp Emanuels. Auch dadurch, dass alle Werke auf zwar nachgebauten, aber den trockenen und distanzierten Klang der Cembali des 18. Jahrhunderts originalgetreu reproduzierenden Instrumenten eingespielt worden sind, meint man als Zuhörer dem historischen Dialog wirklich beizuwohnen.