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„Concert sans orchestre“ – unter diesem Titel wurde im Jahre 1836 das später zur 3. Klaviersonate in f-Moll umdeklarierte Opus 14 von Robert Schumann erstveröffentlicht. Der originelle Titel stammt wohl nicht, wie lange Zeit angenommen, vom damals involvierten Verleger Tobias Haslinger, sondern geht höchstwahrscheinlich auf Schumann selbst zurück. Obgleich der Komponist den Begriff vermutlich in tendenziell ironischer Absicht wählte, stand doch die sehr ernsthafte Idee eines „Konzert für Klavier solo“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts längst im Raum.
Schon Bach schrieb um 1735 ein solches Konzert: das berühmte „Italienische Konzert“ BWV 971 kann gewissermaßen als eine Ur-Form eines „Concert sans orchestre“ gelten. Knapp fünfzig Jahre später komponierte dann z.B. Wolfgang Amadeus Mozart für seine Klaviersonate B-Dur KV 333 Partien, bei denen eine virtuelle Orchesterbegleitung (Tutti) in den ansonsten konzertant- verspielten Klavierpart integriert zu sein scheint. Freilich blieb die Idee auch nach Schumann weiter aktuell. Im Falle des Allegros op.29 von Camille Saint-Saëns handelt es sich um nichts Geringeres als um die wohlerwogene Umarbeitung des Kopfsatzes aus dem 3. Konzert für Klavier und Orchester in Es-Dur in ein Werk für Soloklavier. Alexander Skrjabins „Allegro de concert“ Opus 18 ist hingegen eher ein von vorneherein gezielt für den Konzertgebrauch konzipiertes und äußerst brillantes Stück, welches allerdings den Stil von dessen einzigem „echten“ Klavierkonzert (op.20, mit Orchester) bereits deutlich antizipiert.
„Concert sans orchestre“ – dieser Begriff steht also praktisch für ein ganzes, bemerkenswertes Genre. Das ausgesuchte Repertoire auf der von Elena Kolesnitschenko eingespielten und nunmehr veröffentlichten CD schafft hier einen interessanten, den Vorlieben und pianistische Vorzügen der Pianistin sorgfältig angepassten Überblick. Dabei präsentiert Kolesnitschenko Bekanntes ebenso wie noch vergleichsweise Unbekanntes, zu Entdeckendes.
Der Name der ukrainischen, aber seit vielen Jahren in Hannover lebenden Pianistin Elena Kolesnitschenko wurde in Deutschland nicht zuletzt bekannt durch den viel beachteten Dokumentarfilm der Kölner Regisseurin Irene Langemann „Russlands Wunderkinder“ (2000, WDR/ARTE /Filmstiftung NRW) und der entsprechenden Fortsetzung „Die Konkurrenten- Russlands Wunderkinder II“ (2010, RBB/ARTE Filmstiftung NRW).