Lilit Grigoryan mit „leichten“ Sonaten oder Sonatinen für Klavier

Die späten 1780er Jahre waren keine leichte Zeit für Wolfgang Amadeus Mozart. Sein bisheriger Gönner, Kaiser Joseph II., wurde ihm gegenüber zunehmend kühl; das Wiener Publikum zog sich von ihm zurück.

Das hatte zur Folge, dass er keine neuen großen Kompositionsaufträge mehr erhielt und auch seine Konzertengagements deutlich zurückgingen. Gelegentliche Erfolge konnte er nicht in Geld aufwiegen und weder hatte er eine feste Anstellung noch nennenswerte Ersparnisse. Kurzum: Er brauchte Geld, und zwar sofort. Also schrieb er vermehrt Musikstücke, von denen er sich ein schnelles Einkommen versprach. In diesem Zusammenhang entstand 1788 Eine kleine Klaviersonate für Anfänger in C-Dur, die später als Sonata facile veröffentlicht wurde. Leichte Sonate – so lautet die wörtliche Übersetzung des Titels. Doch die Angabe führt in gewisser Weise in die Irre; denn Leichtigkeit stellt sich hier (zumindest in spieltechnischer Hinsicht) nur aus einer ziemlich überlegenen Perspektive ein. Seit inzwischen mehr als zwei Jahrhunderten erliegen Musiker aus aller Welt der Faszination dieses Werkes. Für die einen wird es zu einer reichhaltigen Quelle der Inspiration, bei anderen allerdings sorgt es wegen seiner spezifischen Schwierigkeiten auch für Frustration.

Lilit Grigoryan inspirierte Mozarts Sonata facile jedenfalls zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Frage nach Leichtigkeit und Schwierigkeit in der Musik. Aus diesem Grund hat die Pianistin den Mozart auf ihrem neuen Album mit ähnlich gearteten – kompakten – Sonaten bzw. mit einigen ihrer „kleinen Schwestern“, den Sonatinen, kombiniert. Obwohl die ausgewählten Stücke zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kontexten entstanden sind, harmonieren sie hervorragend miteinander und laden durchaus zu Vergleichen ein. Auf Ludwig van Beethovens recht knappe Sonate in G-Dur op.79 (inoffiziell auch Sonatine genannt) folgt Nikolai Medtners nur zweisätzige Sonate-Idylle in derselben Tonart; eine charmante Sonatine in F-Dur des Romantikers Hermann Goetz steht sozusagen im Dialog mit der wohl bekanntesten Sonatine überhaupt: der in fis-Moll von Maurice Ravel. Die große Klammer für das Programm bilden allerdings zwei Werke in C-Dur. Dies ist neben Mozarts Sonata facile die auf barocke Stilelemente zurückgreifende Sonatine des Ravel-Zeitgenossen Reynaldo Hahn. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung kann nun bei Interesse jeder nachhören. Am 21. Februar ist die Einspielung des Programms beim deutschen Label Berlin Classics erschienen; natürlich unter dem leicht zu erratenden Titel Sonata facile.


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